Ein Wochenende in Plovdiv – Unsere Tipps und Highlights

Nicht erst seit der Ernennung zur „Europäischen Kulturhauptstadt“ 2019 ist Plovdiv im Südosten des Kontinents eine Reise wert. In der zweitgrößten Stadt Bulgariens lässt sich europäische Geschichte hautnah erleben – und gleichzeitig ein kreativer „Vibe“ und eine überall greifbare Aufbruchstimmung.

Sehenswertes in Plovdiv

Plovdiv ist mit Abstand die älteste Stadt Bulgariens und blickt auf eine 6000 Jahre alte Geschichte zurück: Thraker, Römer, Slawen, Osmanen und andere Völker bereicherten in dieser Zeit die Stadt. Das spiegelt sich auch in der Architektur wider: Römische Amphitheater, frühchristliche Basiliken, christliche, muslimische und jüdische Gotteshäuser prägen das Bild. Daneben sozialistische Bauten und moderne Architektur – alles zusammen ein absolut einzigartiger Mix.

#1 Antikes Theater

Plovdiv beherbergt eines der besterhaltenen antiken Theater der Welt. Das Theater, das im Bergsattel zwischen den beiden Hügeln Dzhambaz und Taksim tepe liegt, wurde Anfang des 2. Jahrhunderts in damaligen römischen Stadt Philippopolis erbaut. Es ist eines der bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten in Plovdiv und bot damals mehreren tausend Zuschauen Platz. Das Theater wurde erst Ende der 1960er Jahre zufällig entdeckt: nach einem Erdrutsch beim Bau eines Autobahntunnels. Zehn Jahre dauerte die Freilegung, wobei eine 15 Meter dicke Erdschicht entfernt werden musste. Heute wird das Theater vor allem während der Sommermonate als Veranstaltungsort für Opern, Konzerte und Theateraufführungen genutzt. Aber auch wenn gerade kein Programm stattfindet lohnt sich der Besuch des Theaters. Bringt unbedingt etwas Zeit mit, um durch die Reihen zu schlendern und die tolle Atmosphäre vor Ort zu genießen.

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Blick in das Halbrund des antiken Theaters mit dem Rhodopen-Gebirge im Hintergrund.
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Fein gestaltete und geschliffene Sitze aus Marmor im antiken Theater.
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Die mehrstöckige Bühne mit historischen Standbildern, Inschriften, Friese und Gesimse. 

#2 Das Kreativ-Viertel Kapana

Das Kabana-Viertel am Rande der Innenstadt ist vor gut fünf Jahrhunderten als Mittelpunkt von Handwerkern entstanden. Zuletzt verfiel es zunehmend – bis die Stadt 2012 beschloss, das verfallene, fast verlassene Handwerkerviertel wieder zu beleben und leer stehende Läden für ein Jahr kostenlos an Unternehmensgründer zu vergeben. Viele renovierten die zwei- und dreistöckigen Häuser selbst, eröffneten Ateliers, Kneipen, Clubs, Restaurants, Designerläden oder kleine Galerien. Das Konzept ging auf – und nicht zuletzt wegen dieses Projektes gewann Plovdiv den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2019“.


Heute schlendert es sich wunderbar durch die gemütlichen kleinen Gassen, die voller „Vibe“ und junger Leute sind. Es ist ein leichtes, sich in einer der vielen Bars, Restaurants und Cafes zu verlieren – nicht umsonst trägt das Viertel den Spitznamen „The Trap“.

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Kopfsteinpflaster-Gässchen im Kabana-Viertel.
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Street-Art im Kreativ-Viertel.
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Zahlreiche Cafés, Restaurants und Bars im Kreativ-Viertel Kabana.

#3 Erkunden der historischen Altstadt in einer „Free Walking Tour“

Wer die denkmalgeschützte Altstadt von Plovdiv erkunden will, kann von Mai bis September an der täglich stattfindenden Plovdiv-Tour teilnehmen. Treffpunkt ist jeweils um 11.00 Uhr vor dem Rathaus. In der knapp 2-stündigen geführten (kostenlosen) Tour geht es zu den wichtigsten Stationen der Altstadt. Um die herrlich verwinkelten Kopfsteinpflaster-Gassen der autofreien Altstadt zu erkunden, sind aus unserer Sicht aber mehr Zeit – und gute Schuhe nötig. 
Das Zentrum von Plovdiv ist ein einzigartiger architektonischer Komplex. Vor allem im Osmanischen Reich entwickelte sich die Stadt zu einem florierenden Wirtschaftszentrum und der Reichtum von einst spiegelt sich heute in zahlreichen prachtvollen Stadthäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert wider. 

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Altstadtgasse in Plovdid mit Blick auf den Turm der orthodoxen Kirche Konstantin und Elena.
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Pause der „Free Walking Tour“ an einem der schönsten Häuser in der Altstadt, das heute die Sammlungen des Ethnologischen Museums Plovdiv beherbergt.
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Die Reste der ehemaligen römischen Stadions liegen bis heute in mehreren Meter Tiefe unter dem Stadtzentrum.
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„Schlafende Schönheit“ nennen die Einheimischen die hügelige Altstadt von Plovdiv.
Überreste der Stadtbefestigung und des Stadttors Hisar Kapija.

#4 Das Postamt aus sozialistischer Zeit

Plovdiv tut sich wie viele andere Städte des ehemaligen Ostblocks schwer mit den Hinterlassenschaften des „real existierenden Sozialismus“. Ein Beispiel ist das riesige Postamt gleich hinter dem Rathaus, das vor sich hinbröckelt und eine ungewisse Zukunft hat. Ein Besuch lohnt sich aus unserer Sicht: Der Charme des turnhallengroßen Foyers mit Glasdach, wandfüllenden abstrakten Mosaiken, einsamen Yuccapalmen und losen Deckenplatten ist einzigartig. Tatsächlich gibt es heute in dem Komplex noch einige Läden noch eine kleinere Poststelle.

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Das alte zentrale Post-Gebäude von außen.
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Verfallene Innenräume und Wartesäle.
Foyer mit Glasdach und wandfüllenden abstrakten Mosaiken.
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Wohngebiete außerhalb der Altstadt von Plovdiv.

#5 Sonnenuntergänge auf einem der 7 Hügel genießen

Plovdiv wurde – wie Rom – auf sieben Hügeln erbaut. Auf dem Hügel Nebet Tépe liegt der Anfang der Stadt. Schon vor mehreren tausend Jahren besiedelten die ersten Menschen diesen Ort, der heute ein beliebter Aussichtsplatz für Einheimische und Touristen ist. Mauern und Überreste aus vielen Epochen liegen hier kreuz und quer übereinander und sind für Kinder ein beliebtes Kletterparadies. Um die herrlichen Sonnenuntergänge über den Dächern der Stadt zu genießen gibt es keinen besseren Ort.

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Archäologischer Komplex auf dem Nebet Tepe.
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Abendlicher Blick vom Nebet Tepe über die Stadt.

Kulinarische Tipps für Plovdiv

Für viele zählt Plovdiv zu einer der führenden kulinarischen Regionen in Bulgarien – und das merkt man schnell an der großen Auswahl guter Cafes, Bars und Restaurants. Insbesondere im lebhaften Kabana-Viertel gibt es viele tolle Orte. Unsere Empfehlungen sind unter anderem:

Dukiana Coffee Roasters

Leckeren Kaffee erhaltet ihr bei Dukiana Coffee Roasters. In einem Eckgebäude im Kapana-Viertel bietet es täglich frisch geröstete, exzellente Mischungen für Kaffee-Liebhaber.

Smokini

Tolles bulgarisches Essen bekommt ihr unter anderem im Smokini in der Altstadt von Plovdiv. Atmosphäre, Service und Essen sind vorzüglich. Wer einen Ort für ein entspanntes Dinner in Plovdiv sucht ist hier genau richtig.

Savini Gelato

Eine Eispause legt ihr am besten bei Savini Gelato am Rande der Fussgängerzone ein. Leckere und teilweise überraschende Sorten!

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Eiscreme aus dem Kofferraum eines alten Ladas – nicht bei Savini, sondern bei einer weiteren Eisdiele (Dolce Fellini Pasticceria & Gelateria).
Rahat Tepe

Das Restaurant Rahat Tepe befindet sich am Fuß des Hügels Nebet Tepe in der Altstadt. Insbesondere während der Sommersaison sind die vielen Plätze im Freien zu empfehlen, von wo man eine tolle Aussicht genießen kann. Geboten wird neben Gerichten der traditionellen bulgarischen Küche eine große Auswahl an Biersorten.

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Traditionelle bulgarische Küche im Rahat Tepe.
Pavaj

Ein Favorit von uns ist das Restaurant Pavaj, ein toller Ort mit einem interessanten Menü und leckerem Essen. Mitten im Kapana-Viertel ist es ein bei Einheimischen und Besucher gleichermaßen beliebter Ort.

Skapto

Einen der besten Burger der Stadt bekommt ihr bei Skapto. Das ist natürlich kein klassisches bulgarisches Gericht – aber trotzdem sehr lecker :-). Wer möchte, bekommt den Burger in diesem kreativen Restaurant mit einem feinem lokalem Craftbier serviert.

Cat and Mouse

Einer unser Top-Tipps ist die Bar „Katz und Maus“, die sich in einem 100 Jahre alten 3-stöckigen Haus im Kabana-Viertel befindet und die von dem Architektenbüro Studio 8 ½ entwickelt wurde. Die Bar ist ein toller Ort für die Degustation von lokalen Craft-Bieren und dient gleichzeitig als Ausstellungsraum für lokale Designermöbel.

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Eingang zur Katz und Maus Bar im Kabana Viertel.

Übernachten in Plovdiv

In Plovdiv gibt es vor allem in der Altstadt viele empfehlenswerte kleine, stilvolle Hotels. Im modernen Zentrum gibt es weitere Hotels für jeden Geschmack und Geldbeutel.

Guesthouse Mouse House

Mitten in Kapana, bei der populären Craft-Beer-Bar Cat And Mouse (Hristo Dyukmedzhiev 14), liegt das Guesthouse Mouse House. Die drei Zimmer in schlichtem Schwarz-Weiß sind den Künsten Skulptur, Malerei und Tanz gewidmet. Es gibt keine Rezeption, man meldet sich einfach bei der zugehörigen Bar.

Hostel Old Plovdiv

Das 1868 erbaute Haus mit seinen Zedernholzsäulen, in dem sich das Hostel Old Plovdiv befindet, ist Teil des Ensembles der »Bulgarischen Wiedergeburt« in der Altstadt und punktet unter anderem mit einer tollen Lage. Komplett mit alten Möbeln eingerichtet; man geht dort unwillkürlich auf Zeitreise.

8 1/2 Art Guesthouse

Das kleine, feine 8 1/2 Art Guesthouse in der City ist geografisch und kulinarisch schwer zu überbieten: Es liegt inmitten der Innenstadt – und angeblich gibt es hier sogar das beste Frühstück der Stadt (das konnten wir bisher leider noch nicht selbst überprüfen). Das Interieur trifft nicht unseren Geschmack, aber das leicht „üppig Ostige“ hat seinen gewissen Charme.

HillHouse Plovdiv

Ein weiteres schönes, charmantes Hotel ist das HillHouse, das zentral in der Altstadt zu finden ist. Die Zimmer sind chic und modern eingerichtet und die Betten sind bequem. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind zu Fuß erreichbar. Im Untergeschoss wird jeden Tag ein gutes, (einfaches) Frühstück à-la-carte serviert. Sehr empfehlenswert, wir waren gerne hier.

Ausflugsideen rund um Plovdiv

Von den Hügeln Plovdivs kann man sie bereits gut sehen: Die Gipfel des Rodopen-Gebirges. Mit 240 km Länge und 110 km Breite ist es flächenmäßig das größte Gebirge des gesamten Balkans. Mit dem Auto sind es von Plovdiv nur knapp 2 Stunden, bis sich wunderbare Möglichkeiten zum Wandern, Trekking und Klettern ergeben.

Weitere Tipps zur Anreise & Fortbewegung

Unterwegs in der Stadt

Die Altstadt von Plovdiv kann man sehr gut zu Fuss erkunden. Und am besten hat man es dabei nicht eilig: Die krummen Pflastersteine auf den Straßen sind teilweise so groß und uneben, dass nicht nur Autos und Mopeds, sondern auch Fussgänger ausgebremst werden. Flache und bequeme Schuhe helfen definitiv, sich halbwegs bequem in der Stadt zu bewegen. Dass Plovdiv auf verschiedenen Hügeln erbaut ist – auch das spürt man bei der Tour.

Anreise nach Plovdiv

Aus Deutschland ist Plovdiv am einfachsten per Flug erreichbar. Es gibt einige Direktverbindungen in die bulgarische Hauptstadt Sofia, von wo es noch 2 Stunden Fahrzeit sind mit dem Bus oder Auto (hier* geht’s zum Mietwagen-Preisvergleich). Ab München und Österreich bietet auch Flixbus knapp 24-stündige Fahrten direkt nach Plovdiv an.

Lesetipps für Plovdiv

Aktuell gibt es so gut wie keine ausführlichen deutschsprachigen Reiseführer über die Stadt an sich. Als Alternative kann man auf übergeordnete Bulgarien-Reiseführer zurückgreifen, von denen wir folgende empfehlen können (*):

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